Eine neue Studie der Rutgers University zeigt, wie tiefgreifend Patient*innen durch medizinisches Gaslighting verletzt und sogar traumatisiert werden können. Dabei handelt es sich um Situationen, in denen medizinisches Fachpersonal Symptome herunterspielt, ignoriert oder als rein psychisch abtut. Vor allem Menschen mit schwer diagnostizierbaren Krankheiten wie Long COVID, Endometriose, Fibromyalgie oder Lupus erleben dies häufig. Die Folge ist nicht nur eine verzögerte Diagnose – viele Betroffene berichten von langfristigen seelischen Schäden.
Die Forschenden analysierten über 150 Studien mit mehr als 11.000 Betroffenen. Immer wieder tauchte dabei dasselbe Muster auf: Patient*innen wurden nicht ernst genommen, ihre Beschwerden wurden bagatellisiert, sie fühlten sich hilflos und unglaubwürdig gemacht. Viele berichten von intensiven Gefühlen der Scham, Angst und Ohnmacht. Manche verloren das Vertrauen in das gesamte Gesundheitssystem. In besonders schweren Fällen kam es zu depressiven Episoden, Selbstzweifeln bis hin zu Suizidgedanken – alles Folge des wiederholten Erlebens, dass ihre Realität in der Arztpraxis systematisch in Frage gestellt wurde.
Besonders betroffen sind Frauen, deren Schmerzen und Beschwerden häufiger als „übertrieben“ oder „emotional“ abgetan werden. Die Studie zeigt, dass es sich bei medizinischem Gaslighting nicht um Einzelfälle handelt, sondern um ein strukturelles Problem, das dringend mehr Aufmerksamkeit benötigt.
Die Forscherinnen raten medizinischem Personal zu einem bewussteren, empathischeren Umgang: Auch wenn eine Diagnose nicht sofort möglich ist, müsse das subjektive Empfinden der Patientinnen ernst genommen werden. Ehrliche Kommunikation, das Anerkennen von Unsicherheiten und ein offenes Ohr könnten schon viel bewirken – und helfen, retraumatisierende Erfahrungen im Gesundheitswesen zu verhindern.
zur Studie geht es hier.